Beziehungsprobleme verstehen

Ein Konflikt mit einer anderen Person kann sehr schmerzhaft sein. Am häufigsten greifen die Betroffenen zur psychologischen Hilfe, wenn sie Stress in der Partnerschaft haben. Aber auch Konflikte mit Eltern, Kindern, Kollegen oder Freunden können ziemlich belastend sein.

In der klassischen Therapie arbeitet man in der Regel an der Kommunikation zwischen den Beteiligten. Gewöhnlich legt man gemeinsam Kommunikations- und Verhaltensregeln fest, an denen sich beide Seiten halten sollen. 

Es sind aber nicht Kommunikationsstörungen, die Probleme auslösen, deshalb werden festgelegte Regeln früher oder später verletzt.

Unsere Reaktionen (und damit unser Verhalten) sind meistens unbewusst und automatisch und man kann diese Reaktionen nicht einfach so "anerziehen". Man kann sie zeitlang kontrollieren, aber eben nur zeitlang.

Tatsächliche Ursachen der Probleme sind schmerzhafte oder unangenehme Erfahrungen aus der Vergangenheit und der Kindheit. Diese Erfahrungen sind unsere individuellen Schmerzpunkte und wenn andere Menschen sie berühren, verspüren wir den Schmerz. 

Deshalb bringt die Arbeit an der Kommunikation der Partner rein gar nichts. Für eine erfolgreiche Therapie muss man bei jedem Partner seine individuellen Schmerzpunkte herausfinden und beseitigen.

Stellen Sie sich einen Menschen vor, dessen Körper mehrere schmerzhafte Wunden hat, die allerdings alle mit der Kleidung bedeckt sind. Jedes Mal, wenn er von anderen Menschen angefasst wird, spürt er Schmerz. Sind die anderen Menschen also die Ursache für seine Schmerzen? Natürlich nicht. Die Ursache sind seine eigenen Wunden. Wenn man diese Wunden heilt, werden Berührungen nicht mehr schmerzhaft sein.

In der EmoTherapie sind wir der Meinung, dass die Ursache des Problems immer in dem Menschen ist, der dieses Problem hat. Am häufigsten sind es Emotionale Muster, die bestimmtes Verhalten hervorrufen oder bestimmte Umstände anziehen.

Beispiel: Wenn ein Kind den Tod eines geliebten Menschen erlebt, nimmt es das Ganze so wahr, als ob es verlassen wurde und das ist mit einem starken seelischen Schmerz verbunden. Diese schmerzhafte Erfahrung wird zu einem Emotionalen Muster und wiederholt sich später. Die Wahrscheinlichkeit liegt fast bei 100%, dass diese Person im Erwachsenenalter in einer Liebesbeziehung verlassen wird und unter einem sehr starken Trennungsschmerz leidet.

Die Erkenntnis, dass die Ursachen der Probleme immer in uns selbst sind, mag nicht besonders angenehm sein. Sie gibt uns aber unsere Freiheit zurück: Wir können mit Sicherheit andere Menschen nicht verändern, aber uns selbst schon. Mit Techniken der EmoTherapie können wir störende Emotionale Muster beseitigen und so jede Beziehung direkt beeinflussen.

Nicht jede Beziehung lässt sich retten, aber man sollte immer versuchen sie zu verbessern. Denn wenn man eine Beziehung beendet ohne Emotionale Muster aufzulösen, zieht man womöglich anschließend ähnliche Umstände an und der neue Partner hat dieselben "Macken", wie der Verflossene. Und dann stellt man sich die Frage: Warum ziehe ich bloß immer denselben Typ Männer/Frauen an? 

Auf welchen Prinzipien basiert

die Arbeit an Beziehungen in EmoTherapie?

Prinzip 1: Die Ursache ist in uns selbst

Prinzip 1 habe ich schon vorher erwähnt: Die Ursache von jedem Problem befindet sich im Menschen selbst. Bei Beziehungsproblemen suchen wir in erster Linie nach Emotionalen Mustern, die diese Probleme auslösen und beseitigen sie mit den Techniken der EmoTherapie.

Der Vorteil dieses Prinzips liegt auf der Hand: Man kann unabhängig von anderen Personen an den Beziehungen arbeiten. Nicht immer sind beide Partner bereit Hilfe anzunehmen und in unserem Fall ist es nicht notwendig.

Prinzip 2: "Spiegelung" finden und beseitigen

Nach einer "Spiegelung" sollte man immer dann suchen, wenn wir folgende Emotionen in Zusammenhang mit einer Beziehung fühlen: Empörung, Verärgerung, Irritation, Wut oder Scham, besonders wenn wir jemanden verurteilen oder beschuldigen.

Die "Spiegelung" wird meistens dadurch aktiviert, dass wir uns früher schon mal auf gleiche Art und Weise verhalten haben, wie unser Gegenüber. Das konnte in einer Situation mit derselben Person sein oder mit einem anderen Menschen.

Zum Beispiel, wir mögen nicht, wenn jemand jammert, unfreundlich ist, uns kritisiert, aber bemerken meistens nicht, das wir selber hin und wieder jammern, unfreundlich sind oder andere kritisieren.

Ein Beispiel aus der Praxis: Meine Klientin ist Psychologin. Sie arbeitet mit Klienten und organisiert auch psychologische Trainings. Ihr Anliegen: Vor den Trainings melden sich oft mehrere Teilnehmer kurzfristig ab. Während der Problemanalyse schauen wir nach einer Spiegelung und finden jede Menge Situationen, in denen sie sich selbst als Teilnehmerin kurz vor einem Training abmeldet, weil sie "etwas Wichtigeres vorhat". In Esoterik wird das als Gesetz des Bumerangs bezeichnet.

Arbeit an den Spiegelungen ist sehr wichtig, sie erhöht Empathie und Achtsamkeit des Menschen, man versteht besser den Gesichtspunkt des anderen Menschen. Außerdem ist es ein unglaublich wirksames Instrument, um unerwünschtes Verhalten anderer Menschen uns gegenüber zu ändern. 

Übrigens: Spiegelungen können nicht nur negativ sein, sondern auch positiv! Sie haben mit Sicherheit schon mal so ein Phänomen erlebt: Wenn man gut gelaunt unterwegs ist, trifft man fast ausschließlich auf gut gelaunte, freundliche und zuvorkommende Menschen.

Prinzip 3: Ängste finden und auflösen

Nach einer schmerzhafter Erfahrung entwickeln Menschen sehr oft eine Angst, dass sie wieder in solche Lage geraten könnten. Stress in der Beziehung kann verschiedene Ängste erzeugen, zum Beispiel, dass man in der nächsten Beziehung wieder:

  • abgelehnt
  • gedemütigt
  • kritisiert
  • nicht beachtet
  • nicht respektiert wird. Und so weiter.

Die Ängste hängen natürlich von der persönlicher Situation und der Wahrnehmung ab. In diesem Fall kann es schon passieren, dass unser Unbewusstes eine Vermeidungsstrategie entwickelt und von uns pauschal alles fernhält, was zu einer ähnlicher Erfahrung führen könnte.

Das bedeutet für die Betroffenen: Es gibt ein neues Problem. Denn die Vermeidungsstrategie des Unbewussten kann bedeuten, dass jede Beziehung in der Zukunft unmöglich gemacht wird, nach dem Motto: "Es ist besser KEINE Beziehung zu haben, als so eine". In meiner Praxis hatte ich reihenweise Klienten, denen das widerfahren ist. Wir nennen das sekundärer Gewinn oder Selbstsabotage.

Ob frühere Beziehungen den Menschen beeinträchtigen, hängt davon ab, wie emotional die Person ist. Ich hatte mal eine junge Frau als Klientin, bei der wir 26 (!) Ängste in Bezug auf eine Beziehung festgestellt haben. Aus meiner Sicht waren ihre früheren Beziehungen gar nicht so dramatisch, dass man so viele Ängste entwickelt, aber die junge Frau hat jede Kleinigkeit sehr emotional wahrgenommen.

Wir haben etwa 12 Sitzungen durchführen müssen, um das alles aufzulösen, aber die Mühe hat sich gelohnt. Die junge Frau hat bald die Liebe ihres Lebens gefunden und war ein Jahr nach unserer Arbeit schon glücklich verheiratet. Mittlerweile ist sie auch zweifache Mutter.

Interessant an diesem Fall war, dass die junge Frau im Laufe unserer Arbeit und danach 10 Kleidergrößen abgenommen hat, ohne dass wir irgendwas in diese Richtung gemacht haben. Am Anfang unserer Arbeit hatte sie Kleidergröße 50, nach einem halben Jahr ist daraus Größe 40 geworden.  Das Fett diente ihr offensichtlich als Schutz gegen Männer.

Wie man sich selbst helfen kann die Beziehung zu verbessern.

Eine gute Beziehung entsteht dort, wo Partner achtsam miteinander umgehen. Im nächsten Beitrag beschreibe ich eine einfache, schnelle und sehr effektive Übung, mit der Sie Beziehungen verbessern können.

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