Wie entsteht

ein Emotionales Muster

Ein Emotionales Muster ist ein unbewusstes Programm. Unser Gehirn bildet solche Programme immer dann, wenn ein Ereignis emotional behaftet ist. 

Den Kern solches Programms bilden mentale Bewertungen des Geschehens und emotionale Reaktionen auf diese Bewertungen. Und es ist wichtig zu verstehen, dass unsere emotionale Reaktion nicht die Folge des Ereignisses selbst ist, sondern die Folge unserer mentalen Wahrnehmung dieses Ereignisses.

Nehmen wir ein Beispiel: zwei Männer verlieren ihren Job. Ist es gut oder schlecht?

Für einen Mann bedeutet das viel Stress: er muss mit viel Zeitaufwand eine andere Stelle suchen, er fühlt sich abgelehnt und verunsichert, außerdem hat er gerade einen Kredit aufgenommen und weiß nicht, ob er ihn jetzt auszahlen kann. Für diesen Mann ist der Verlust des Jobs definitiv etwas negatives und er leidet emotional darunter.

Der andere Mann aus unserem Beispiel freut sich dagegen über die Kündigung. Seine Arbeit gefällt ihm nicht, er wollte schon lange etwas Neues ausprobieren, traute sich aber irgendwie nicht selbst wegzugehen. Die Kündigung kommt ihm sehr gelegen und er freut sich, weil er jetzt eine schönere Perspektive sieht.

Das automatische Gehirn

Wenn sich im Leben eines Menschen etwas ereignet, worauf er reagieren muss, verlaufen im Gehirn zahlreiche Prozesse.

Jedoch laufen die meisten Prozesse in unserem Gehirn unbewusst für uns im Hintergrund ab und erreichen nur unter bestimmten Umständen das Bewusstsein.

Alle Sinneseindrücke aus der Umwelt kommen im Thalamus zusammen, einer Gehirnregion, die eine Art Schaltstelle ist. Hier werden Sinneseindrücke gefiltert und weiterverteilt.

Der Thalamus entscheidet, welche Informationen ins Bewusstsein gelangen sollen und welche nicht.

Unser bewusstes Denken ist sehr langsam und verbraucht sehr viel Energie, deshalb bemüht sich unser Gehirn den Prozess des Denkens zu optimieren. Bewusstes Denken wird nur sparsam eingesetzt – hauptsächlich dann, wenn etwas Neues geschieht, das analysiert werden muss.

Neue Informationen dürfen also bis in das Bewusstsein durchdringen und werden hier bewertet.

Fällt diese Bewertung NICHT NEUTRAL aus – also positiv oder negativ – so werden eingehende Informationen (unsere Wahrnehmung des Ereignisses) in ein unbewusstes Programm gefasst. Dieses Programm steht später immer zur Verfügung, wenn etwas Ähnliches geschieht.

Erkennt also der Thalamus, dass ein Ereignis nicht neu ist, so werden eingehende Informationen nicht an das Bewusstsein weitergeleitet. Stattdessen startet ein schon dafür vorhandenes unbewusstes Programm.

Und dieses Programm entscheidet darüber, wie wir ein Ereignis wahrnehmen und wie wir emotional darauf reagieren.

Das bedeutet für uns – wir handeln und reagieren automatisch und sind unseren vorhandenen unbewussten Programmen einfach ausgeliefert. 

Damit unser Gehirn eingehende Informationen mit vorhandenen Programmen schnell abgleichen kann, bekommt jedes Programm eine Reihe von Markern zugewiesen. Neben dem Kontext des Ereignisses und sensorischen Eindrücken spielen mentale und emotionale Marker eine herausragende Rolle.

Ein mentaler Marker ist vereinfacht ausgedrückt eine Eischätzung der Lage, ein Gedanke oder eine Entscheidung, z.B.: "Ich werde nicht geliebt", "Ich bin machtlos", "Es gibt keine Lösung", "Ich darf niemandem vertrauen" usw. Oder "Das ist ganz toll!", "Was für ein Glück!" – wenn wir von positiven Bewertungen reden.

Emotionale Marker sind unsere emotionalen Reaktionen. Dazu kommen andere Marker, wie etwa Körperempfindungen, z.B. Schweregefühl, "Kloß im Hals", Druck,  u.ä.

Der Inhalt des Ereignisses wird mit verschiedenen Markern verknüpft - und fertig ist ein Emotionales Muster.

Ein Fall aus der Praxis

Ein junger Mann, der  beruflich einen Blog führt, beschwert sich, dass es ihn immer viel Überwindung kostet, einen neuen Blogbeitrag anzufangen. Er versteht nicht, was los ist, denn grundsätlich freut er sich, wenn er etwas schreiben will. Aber es dauert manchmal Tage, bis er sich endlich gezwungen hat, sich an den Tisch zu setzen und etwas zu schreiben.

Wir suchen nach Ursachen und finden Situationen in der Kindheit, wenn seine Mutter ihn zwang, Hausaufgaben zu machen. Somit haben sich "schreiben" und "Zwang" fest in seinem Unbewussten verknüpft. Er kommt aus dieser Schleife nicht mehr raus, weil er gar keine Möglichkeit hat die Tätigkeit "schreiben" neu zu bewerten. Das alte Emotionale Muster erlaubt ihm das Schreiben nur in Verbindung mit Zwang.

Das Problem konnte recht schnell behoben werden, Zeitaufwand für das Finden und Beseitigen des Emotionalen Musters – etwa 2 Stunden.

Ein Emotionales Muster ist etwas, was uns in der Regel stark einschränkt, weil wir keine Macht über unsere Reaktionen und Emotionen haben. 

Ein Fall aus der Praxis

Die Klientin ist verzweifelt, weil sie in ihrem Job stark überfordert ist. Sie leitet alleine ein Projekt, niemand hilft ihr und sie hat Angst, dass sie es nicht schafft. Sie sagt mehrmals: "Ich werde sterben! Ich werde sterben!", was mich etwas stutzig macht. Wir haben also folgende Marker:

  • Verzweiflung, Angst
  • keine Hilfe
  • "Ich schaffe es nicht!", 
  • "Ich werde sterben!"

Wir suchen nach dem programmierenden Ereignis und finden eine Kindheitssituation, die alles erklärt: Sie ist 8 Jahre alt und ertrinkt beinahe in einem Fluß. Sie geht unter, zappelt im Wasser, ist verzweifelt, dass sie es nicht schafft, an die Oberfläche zu kommen. Keiner merkt, dass sie um ihr Leben ringt, keiner hilft ihr. Angst, dass sie sterben wird.

Wir beseitigen dieses Emotionale Muster mit den emotherapeutischen Techniken, die Gesamtarbeit nimmt etwa 3 Stunden in Anspruch. Danach staunt die Klientin, warum sie überhaupt wegen dieser Sache mit dem Projekt so viele Emotionen hatte. "Ich habe mich wie in einem Käfig gefühlt und jetzt bin ich befreit!"

Gleich am nächsten Tag geht sie zu ihrem Vorgesetzten, schildert die Situation und bekommt sofort und unproblematisch eine Assistentin zugeteilt. Das Problem ist gelöst.

Das Emotionale Muster ähnelt tatsächlich einem Käfig. Es projiziert ein Trauma aus der Kindheit auf die aktuelle Realität, so das der Mensch nicht die Realität selbst empfindet, sondern Emotionen und Wahrnemungen aus der Vergangenheit.

Sobald das Muster verschwindet, bekommen wir den Zugang zu unseren inneren Ressourcen und finden den Weg aus dem Problem. In den meisten Fällen sind sogar keine Schritte notwendig – das entsprechende Problem löst sich von selbst auf.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Scroll to Top